Was ist eigentlich Clubhouse?


Chantale Huth | 1. Februar 2021

Alle reden darüber, aber bei Weitem nicht alle können mitreden: die Social Media App Clubhouse funktioniert, wie der Name schon andeutet, wie ein exklusiver Club. Einen Zugang zur Hype-App bekommt zurzeit nur, wer ein iphone besitzt und von einem bereits registrierten Nutzer eingeladen wird, ohne Einladung jedoch bleiben jegliche Funktionen der Anwendung verborgen. Was also ist Clubhouse, welche Möglichkeiten bietet die App ihren Nutzer*innen, und was macht sie so beliebt? Worauf sollten Nutzer*innen in Bezug auf das Thema Datenschutz achten und wird Clubhouse das neue Twitter? Wir gehen dem neuesten Social Media Hype aus 2021 auf den Grund.

Clubhouse ist ein ausschließlich audio-basiertes soziales Netzwerk, dessen Hauptfunktion oft mit live Podcasts oder Radiosendungen verglichen wird. Nutzer*innen können sich frei zwischen verschiedenen Räumen bewegen, in denen Gespräche zu allen erdenklichen Themen stattfinden oder selbst einen neuen Raum zu einem Thema öffnen. Dabei können verschiedene Rollen eingenommen werden:

  • Zuhörer*in ist erst mal jeder, der einen Raum betritt. Ist diese Funktion freigegeben, kann ein*e Zuhörer*in seine Hand heben, um anzuzeigen, dass er gerne als Sprecher*in einen Wortbeitrag leisten möchte.
  • Sprecher*innen haben die Berechtigung, ihr Mikrofon einzuschalten, um so aktiv am Gespräch teilzunehmen.
  • Wer einen Raum eröffnet, wird automatisch zu dessen Moderator*in. Dieser kann weitere Moderator*innen ernennen, hat die Berechtigung zu sprechen und kann das Mikrofon anderer Teilnehmende freischalten oder sperren. Außerdem kann er jederzeit entscheiden, ob Nutzer*innen, die sich digital am Gespräch beteiligen möchten, diesen Wunsch per virtuellem Handzeichen anzeigen können, und sogar Störende aus dem Raum entfernen.

iOS vs. Android – Nicht jeder kann Teil des Social Media Clubs werden

Nach der Registrierung erhält jede*r Nutzer*in vorerst zwei Einladungslinks, mit denen anderen Nutzer*innen der Zugang zu Clubhouse gewährt wird. Zusätzlich wird die Verbreitung der App durch die Beschränkung auf Geräte mit iOS-Betriebssystem entschleunigt. Wer kein iphone besitzt, muss sich noch gedulden, bis der Betreiber von Clubhouse auch eine App-Version für Android Smartphones in Googles Play Store bereitstellt. Dieses System führt zu einem langsamen Wachstum der Community, was laut des kleinen Betreiber-Teams dafür sorgen soll, aufkommende Probleme mit dem verfügbaren Personal handhaben zu können. Sobald die App aus der Beta-Phase heraus ist, soll es möglich sein, sich ohne Einladung sofort zu registrieren. Der beschränkte Zugang hat zum einen den Effekt, dass die Community zu einem großen Teil aus Professionals besteht, die ihre Einladungen an Gleichgesinnte weitergeben. Auf diese Weise entsteht ein erst mal eher wenig vielfältig interessiertes Expertennetzwerk, das gerade Start-ups und Kreativen eine interessante Möglichkeit bietet, sich auszutauschen und die eigenen Kontakte zu erweitern. Auf der anderen Seite führt diese Exklusivität zu großer Neugierde bei allen, die bisher noch keinen Zugang zu Clubhouse haben.

Bei vielen Interessierten entwickelt sich diese Neugierde zum Gefühl, als Außenseiter*in etwas zu verpassen. Diese Befürchtung, kurz FOMO (fear of missing out), hat auch Auswirkungen auf bereits registrierte Nutzer*innen: alle Gespräche sind live und dürfen nicht von Nutzer*innen mitgeschnitten werden. Wer also nicht dabei ist, verpasst die Inhalte unwiderruflich.

Welche Inhalte werden auf Clubhouse gezeigt?

Bei der Einrichtung eines Profils gibt Clubhouse der*dem Nutzer*in die Möglichkeit, fünf Interessen auszuwählen. Basierend auf diesen und den Profilen, denen die*der Nutzer*in folgt, werden dann gerade aktive Themen-Räume vorgeschlagen, sowie Clubs, in denen Räume zu einem gemeinsamen Oberthema organisiert und für zukünftige Zeitpunkte geplant werden können. Dieses Vorgehen hat für die Nutzer*innen große Vorteile:

  • Sie können unkompliziert für sie relevante Inhalte finden,
  • ihre Kontakte erweitern und
  • mit bekannten Persönlichkeiten kommunizieren.

Auf der anderen Seite jedoch kann diese Art der Vorauswahl wie in jedem anderen sozialen Netzwerk dazu führen, dass um die Nutzer*innen eine Echokammer entsteht und andersartige Inhalte nicht mehr angezeigt werden.

Auf Clubhouse ist nur verbaler Austausch möglich

Die Kommunikation innerhalb von Clubhouse funktioniert ähnlich wie bei Telefonkonferenzen ausschließlich über Audio; Textnachrichten oder visuelle Inhalte, wie bei Twitter, Facebook, Instagram und Co, sind nicht vorgesehen. Nutzer*innen bewerten diese Art der Kommunikation häufig als menschlicher und intimer als herkömmliche Textchats. Die Notwendigkeit zu warten, bis der aktuelle Sprechbeitrag beendet wurde, um selbst verstanden zu werden, sorgt außerdem für mehr Übersichtlichkeit als Gruppenchats, in denen alle Nutzer*innen gleichzeitig posten können. Dass aber gerade bei längeren Vorträgen die Sprache alleine nicht ausreicht, zeigt sich darin, dass manche Nutzer*innen während ihrer Beiträge ihr Profilbild ändern, um veranschaulichendes Bildmaterial teilen zu können. Durch das Fehlen von zusätzlichen Bildern, Animationen und bunten Farben gilt die Aufmerksamkeit der Nutzer*innen alleine den gesprochenen Inhalten, was Relevanz und Qualität der Beitrage sowie das Charisma der Sprecher*innen mehr in den Fokus rückt. Dies könnte sich jedoch auch als Nachteil für Clubhouse herausstellen, da die Möglichkeit des passiven Swipens auf dem Bildschirm minimiert ist. Stattdessen muss die*der Nutzer*in aktiv zuhören, was auf Dauer durchaus anstrengend sein kann. Im Gegensatz zu den Debatten auf Twitter ist es nicht möglich, mehrere Themen und Diskussionen parallel zu verfolgen, oder im Nachhinein noch einmal.

Der stark eingeschränkte Kommunikationsweg und die fehlende Nachvollziehbarkeit von Inhalten könnten außerdem dazu führen, dass in der Anwendung geknüpfte Kontakte zum weiteren Austausch auf andere Kanäle, wie z. B. Mails oder Telefonate, beziehungsweise klassischere Social Media Kanäle und Messenger-Dienste ausweichen. Damit wird zum einen die Notwendigkeit der gleichzeitigen Anwesenheit in Clubhouse umgangen und man kann spontan Kontakt aufnehmen. Zum anderen ist mehr Privatsphäre gegeben, da sich niemand anders einfach zuschalten kann. Tatsächlich ist die Verknüpfung des eigenen Profils mit anderen sozialen Netzwerken sogar erwünscht. In den Nutzungsbedingungen ist nachzulesen, dass die Betreiber*innen anderer sozialer Medienplattformen alle Interaktionen ihrer Nutzer*innen mit den Profilen von Clubhouse, sowie alle persönlichen Daten der interagierenden Nutzer*innen an das Team hinter Clubhouse weitergeben dürfen. Wer die eigenen Daten wieder aus dem System löschen möchte, kann das bisher nicht direkt in der App tun, sondern muss eine Mail schreiben. Das Thema Datenschutz könnte also in Zukunft zum Problem werden, wenn die Community weiter wächst.

Nutzerdaten, Werbung, Abo-Modell oder Sponsored Content? Wie finanziert sich die App Clubhouse?

Seit dem deutschen Launch im Januar 2021 sind noch alle Funktionen von Clubhouse kostenfrei. Da die Anwendung bisher auf Werbeanzeigen verzichtet, stellt sich jedoch die Frage, wie sich Clubhouse langfristig finanzieren wird. Da in den Terms of Service bereits mögliche Zahlungsoptionen festgehalten sind, wäre es denkbar, dass dies in der Zukunft durch Nutzungsgebühren oder In-App-Käufe passieren könnte. Eine andere Möglichkeit besteht in der Weitergabe von Nutzerdaten. Wie eben beschrieben wird Clubhouse mit Nutzerdaten aus anderen Netzwerken gefüttert. Wer sich in der App registriert, stimmt außerdem automatisch der Weitergabe sämtlicher auf dem Handy gespeicherter Adressdaten zu. Dies ist zwar datenschutzrechtlich problematisch, erlaubt es den Betreibern von Clubhouse jedoch, auch Informationen über den Kreis der eigenen Benutzer*innen hinaus zu sammeln und zu verarbeiten.

Obwohl die Plattform an sich noch kostenfrei ist, nutzen manche Moderator*innen den Hype um Clubhouse angeblich, um selbst Profit daraus zu schlagen: sie lassen nur solche Nutzer*innen ihrem Raum beitreten, die vorher extern eine Gebühr bezahlt haben. Eine gute Strategie vor allem für Coaches und andere, die ihr Geld damit verdienen, auf Bühnen zu sprechen.

Die Zukunft von Clubhouse – Welche Arten der Nutzung erwarten wir in 2021?

Viele Artikel nennen mögliche Nutzungsgebiete, für die Clubhouse besser geeignet sei als andere Plattformen. So zum Beispiel

1. Virtuelle Events

Solange Clubhouse noch in aller Munde ist, bietet die App eine gute Bühne für Sprecher. Events können hier potenziell von vielen Neugierigen digital entdeckt werden und der Öffentlichkeit zeigen, dass der Veranstalter Trends zu nutzen weiß. So gab es bei Clubhouse beispielsweise bereits Vorsingen für Musicals. Allerdings sind die Möglichkeiten für Presenter begrenzter als bei Conference Tools, da kein begleitendes Bildmaterial oder Präsentationen geteilt werden können (obwohl, wie das Beispiel oben zeigt, scheinbar ein Bedarf besteht). Mangels Textnachrichten könne sich Zuhörer während der Veranstaltung nur außerhalb des Raumes austauschen, und Moderatoren können Beiträge der Teilnehmer nicht vorselektieren. Da die Reichweite dieser Events durch den beschränkten Zugang zu Clubhouse auf App-Nutzer begrenzt ist, während bei anderen Anbietern ein Klick auf einen Link genügt, muss die Zeit zeigen, ob größere Veranstaltungen hier einen festen Platz finden können.

2. Networking

Gerade die geringe Nutzerzahl und das Einladungssystem von Clubhouse begünstigen die Möglichkeiten, Kontakte zu für den Nutzer relevanten Menschen zu knüpfen. Nicht nur, dass wie oben beschrieben eine große Zahl von Experten zu bestimmten Themenbereichen vertreten sind und live angesprochen werden können (ein wenig so wie auf Fachmessen und -konferenzen), außerdem wird im Profil eines jeden Nutzers angezeigt, wer ihn zu Clubhouse eingeladen hat. Diese Tatsache regt unweigerlich dazu an, die eigenen Einladungslinks wiederum nur an jene Kontakte zu versenden, die in der bestehenden Community von Interesse sind und so mit hoher Wahrscheinlichkeit eine große Sichtbarkeit haben werden. Auch wenn der Austausch über den Erstkontakt hinaus auf anderen Plattformen stattfindet, scheint Clubhouse sehr gut geeignet, diese ersten Begegnungen zu ermöglichen und einen Überblick zu schaffen, in welchen Bereichen die Interessen anderer Nutzer liegen.

3. Podcasts

Da es sich bei Clubhouse wie auch bei Podcasts auf den ersten Blick um reine Audioformate handelt, liegt es nahe, die Trend-App zu nutzen, um zusätzlichen Content für Fans und Follower bereitzustellen. Sicherlich kann die Plattform aufgrund ihrer großen Beliebtheit hier nützlich sein, um die Bekanntheit eines Formates zu erhöhen, jedoch nutzen einige Podcaster außerhalb ihrer eigenen Sendungen Videostreams, um den Hörern ein Gesicht zur Stimme zu zeigen und mehr Nähe zu schaffen. Zusätzlicher Content dient oft der Finanzierung der Podcaster und findet dann gegen Gebühren über Anbieter wie Patreon statt. Die so entstehende Paywall wiederum schafft eine Exklusivität ähnlich wie bei Clubhouse.

Selbst wenn aufseiten der Anbieter kein Interesse an Clubhouse bestehen sollte, können Nutzer die Streams ähnlich wie Podcasts oder Radio nutzen, um Inhalte auf sich wirken zu lassen. Ein Unterschied dürfte allerdings in der Qualität der Moderation und der Planung der Inhalte liegen; beides liegt darin begründet, dass die Inhalte bei Clubhouse im Gegensatz zu den meisten Podcasts live sind und nicht nachbearbeitet werden können.

Fazit

Clubhouse ist eine tolle Anwendung für alle, die sich aktiv austauschen, Inhalte vortragen oder ihnen live lauschen wollen. Die Zeit beschreibt sie als „digitalen Speaker’s Corner“, eine Bühne für jeden, der etwas zu sagen hat, und eine Plattform, auf der sich leicht Gleichgesinnte finden und neue Kontakte knüpfen lassen. Sobald die App aber ihre Beta-Phase verlässt, verliert sie auch zwei ihrer bisher vielleicht stärksten Merkmale: den Glamour der Exklusivität und die daraus entstehende Angst, den Hype zu verpassen. Da Twitter bereits an einem ähnlichen, audio-gestütztem Feature für seine Plattform arbeitet, wird Clubhouse nach dem aktuellen Hype wahrscheinlich noch in 2021 unter Druck geraten und mit kreativen Ideen um seinen USP kämpfen müssen. Ob sich Clubhouse auch langfristig anhaltend großer Beliebtheit erfreuen kann, bleibt also abzuwarten.

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